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Woran Grossspitäler kranken



Natürlich ist in einem Grossspital – so dürfte man es zumindest erwarten – viel medizinische Kompetenz vorhanden. Für die verschiedensten Krankheiten und Leiden sind spezialisierte Fachleute direkt vor Ort da. Zudem ist der vorhandene Maschinenpark beeindruckend: Röntgenapparate, Computer-Tomographen, Ultraschallgeräte, MRI-Röhren ... you name it. Alles was das Ärzteherz begehrt, ist da.


Doch ähnlich wie in der Wirtschaft bei Grossfirmen oftmals Nachteile diskutiert werden, die sich gerade durch die Grösse einer Firma erst einstellen, habe ich meinerseits ungünstige Aspekte in Grossspitälern erlebt.


Ein Grossspital kann unheimlich träge sein. Prozesse über verschiedene Abteilungen oder Stationen hinweg sind oft kompliziert, umständlich, zeitraubend. Die Gefahr von Kommunikationsfehlern steigt mit der Komplexität. Der Patient, die Patientin kann sich nicht "guten Gewissens" zurücklehnen und davon ausgehen, dass alles schon richtig läuft. Er oder sie muss – wenn es denn der gesundheitliche Zustand überhaupt zulässt – alle Prozessschritte selber überwachen und kontrollieren. Leider fallen allzu oft wichtige Informationen zwischen Stuhl und Bank resp. Transport- und Stationsbett, trotz des riesigen Formularwirbels, der parallel dazu aufgezogen wird. Der Zeitaufwand ist gross und strapaziert die Geduld der Kranken, die auf ein rasches Prozedere angewiesen wären, um schnellstmöglich Linderung zu erhalten.


Gewisse Prozesse lassen gar vermuten, dass nicht das Wohl der Patienten an erster Stelle steht, sondern die ergänzende Ausbildung von beispielsweise Assistenzärzten – habe ich es doch selber erlebt, dass Operationen hinausgezögert wurden, einzig aus dem Grund, weil junges medizinisches Personal die "Chance" erhalten musste, sich mein "Vorzeigebeispiel" zu "Schulungszwecken" ansehen zu können.


Dass mir da die Galle hochkam, leuchtet bestimmt ein. Ich bin heute noch enttäuscht von Erlebnissen dieser Art und möchte die Grossspitäler dazu aufrufen, trotz der Wichtigkeit der Weiterbildung ihrer Ärzte im Alltag mehr Sensibilität an den Tag zu legen und das Wohl der Patientinnen und Patienten als erste Priorität hochzuhalten.


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